Wer sich für Bücher, Geschichte, Osteuropa und die Legenden um Dracula interessiert, der sollte unbedingt "Der Historiker" von Elizabeth Kostova lesen. Darin berichtet eine namenlose Erzählerin von einer Entdeckung, die sie in der Bibliothek ihres Vaters gemacht hat: Vergilbte Briefe, die von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende, berichten. Als sie ihren Vater auf die Briefe anspricht, unternimmt er mit ihr eine Reise in die Vergangenheit: Er berichtet von seinem Doktorvater, der die Briefe vor Jahren verfasst hat.
Mysteriöse Bücher
Bartholomew Rossi, der Doktorvater, kam eines Tages auf merkwürdige Art in den Besitz eines seltsamen Buches. Durch dieses Buch wurde er auf die Dracula-Legenden aufmerksam, recherchierte und kam zu dem Schluss, dass die Legende in Teilen wahr sein könnte und der Vampir eventuell heute noch umgehen könnte. Nach seltsamen und bedrohlichen Begebenheiten brach er seine Recherchen ab - bis zu dem Zeitpunkt, als der Vater der Erzählerin mit einem fast identischen Buch bei ihm auftaucht. Er hat es ebenfalls durch mysteriöse Umstände erhalten und bekommt von Rossi die Briefe, die seine bisherigen Recherchen zusammenfassen.
Spurlos verschwunden
Kurz darauf verschwindet Rossi spurlos - sein Student fürchtet, dass Vampire im Spiel sein könnten und macht sich auf eine abenteuerliche Suche nach seinem Doktorvater. Irgendwann bricht auch er seine Suche ab, beginnt jedoch erneut, als er seiner Tochter alle Vorkommnisse schildert. Auch seine Tochter zieht er mit hinein, da sie sich für das Thema interessiert und ihm nachreist. Im Laufe der Recherchen aller drei tauchen immer wieder andere Personen auf, die unter ähnlichen Umständen identische Bücher gefunden haben und seitdem ebenfalls auf der Suche nach Dracula sind. Was steckt dahinter und was ist mit Rossi passiert?
Reise durch Archive und Bibliotheken, Vergangenheit und Gegenwart
Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Während es nicht so einfach ist, in einer Zusammenfassung die einzelnen Akteure richtig zu beschreiben, weiß man im Buch immer ganz genau, von wessen Suche gerade die Rede ist. Elizabeth Kostova nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Archive und Bibliotheken in den USA, England, der Türkei und einigen osteuropäischen Ländern. Geschickt bringt sie auch die Probleme ins Spiel, die die damals teilweise kommunistisch geprägten Länder darstellten - egal ob es um die Einreise oder die ständige Beobachtung geht. Gleichzeitig schafft es Kostova, dem Leser ein Gefühl für die verschiedenen Zeitabschnitte zu verschaffen, die zur Sprache kommen - ganz egal, ob es sich dabei um die 30er Jahre, 60er Jahre oder das Mittelalter handelt.
Spannende Archivsuche
Obwohl sich ein Großteil der 826 Seiten in Archiven, Bibliotheken und Briefen abspielt, ist "Der Historiker" doch auf keiner Seite langweilig. Die Briefe und Erzählungen aus der Vergangenheit sind so anschaulich, dass man die Gegenwart des Buchs vergisst und ganz in die Vergangenheit eintaucht. Wenn schließlich die Tochter wieder von ihrer eigenen Suche erzählt, ist man ganz erstaunt, dass es diese Perspektive auch noch gibt. Einziges Manko ist vielleicht die Tatsache, dass es nur wenige gruselige Stellen gibt. Sie fehlen nicht in dem Sinne, dass der Roman mehr Spannung nötig hätte - aber bei einem Buch, in dem es um Vampire geht, erwartet man einfach einen gewissen Grusel.
22. Mai 2007 at 23:00
Das hört sich ja gut an. Ich hab’s gleich mal bestellt…
23. Mai 2007 at 16:13
Dann hoffe ich, dass es dir auch gefällt ;-)
24. Mai 2007 at 11:31
das klingt super und das obwohl ich ja einen komischen Geschmack habe und auf historisches an sich gar nicht abfahre…
24. Mai 2007 at 12:17
Das ist auch super! Und ja, dein Geschmack ist komisch – aber ist meiner besser, bei solchen Büchern? ;-)
24. Mai 2007 at 13:21
keine ahnung, ich dachte immer beu dir kann man eine Linie erkennen bis ich raufand, dass du freche Frauen liest ;)
24. Mai 2007 at 13:26
Und welche Linie wäre das? Freche Frauen lese ich nicht, ich lese Nora Roberts. Und das meist auch nur im Urlaub ;-)
24. Mai 2007 at 17:23
ja jetzt finde ich ja keine Linie mehr, das ist ja das Problem ;)
24. Mai 2007 at 18:39
Ich würde die Linie „Alles lesen, was ich in die Finger bekomme“ nennen ;-)