Seit einiger Zeit gehört die Türkei zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen: Die Sommertemperaturen können es mit anderen favorisierten Urlaubszielen wie Spanien und Italien locker aufnehmen, sind aber trotzdem angenehmer als beispielsweise die brütende Hitze in Tunesien oder Ägypten. Selbst im Winter liegt die Temperatur bei angenehmen 15° C. Außerdem gibt es lange Strände, viele neue Hotels und das Meer. Die Flugzeit ist optimal: Gute drei Stunden von Frankfurt/Main nach Antalya, dabei eine Zeitverschiebung von nur einer Stunde. Nach Italien oder Spanien braucht man (mit dem Auto) doppelt bis dreimal so lange. Dazu kommt auch die Tatsache, dass die Türkei (noch) sehr günstig ist.
Ist man erst einmal dort, weiß man auch, warum das so ist: Die Zimmermädchen und Kellner in den Hotels haben ein Monatseinkommen von ca. 150 Euro (plus Trinkgeld), jeder dritte Türke arbeitet in der Landwirtschaft.
Auf dem Bustransfer von Antalya in Richtung Alanya fällt die Umwelt auf: rechts Meer, Strand, dann Straße. Alle paar hundert Meter wird ein neues Hotel gebaut - drumherum nu r Einöde.
Endlich am Hotel angekommen, der erste Schreck: der Bus rumpelt auf einer Art Feldweg zum Haupteingang des *****-Hotels. An der Fassade werden gerade die Lettern des Hotelnamens aufgehängt.
Der Blick vom Balkon hinaus zeigt mehr von der näheren Umgebung: Auch hier nur Meer, Strand und Einöde. Aber besser so, als ein anderes Hotel direkt vor der Nase zu haben.
Zwei Tage später geht es nach Pamukkale, dem wahrscheinlich bekanntesten Ausflugziel der Türkei. Übersetzt bedeutet der Name "Baumwollburg", was man versteht, wenn man näherkommt. Dann kann man die Kalksinterterrassen bestaunen, die im Laufe von Jahrtausenden durch kalkhaltige Thermalquellen geformt wurden.
Leider haben die Touristen das Naturwunder seit einigen Jahren voll im Griff: Durch Hotels, die oberhalb der Quellen gebaut wurden, verfärbte sich der Kalk und wurde braun-gelb. Als es zu schlimm wurde, mussten die Hotels abgerissen werden - seitdem wird das kalkhaltige Wasser systematisch über die Abhänge geschleust, um die weiße Farbe wieder herzustellen und zu erhalten. Aus dem gleichen Grund darf man in den Quellen auch nicht mehr baden.
Auf der langen Fahrt nach Pamukkale und zurück erfährt man so einiges über das Land und die Leute. Shelale, unsere Reiseleiterin spricht perfekt Deutsch - man hört nicht den geringsten Akzent. "Kein Wunder", erklärt sie. "Die meisten Menschen, die hier in der Tourismusbranche arbeiten und mit Deutschen zu tun haben, haben einige Zeit in Deutschland gelebt." Shelale selbst verbrachte ihre ersten acht Lebensjahre in Deutschland, bevor sie mit ihren Eltern in die Türkei zurückkehrte. Eine Zeit lang war Shelale Lehrerin, dann ließ sie sich zur Reiseleiterin ausbilden.
Was sie zu diesem Thema erzählt, ist interessant: Reiseleiter werden in der Türkei vom Staat ausgebildet, um zu verhindern, dass ein falscher Eindruck vom Land vermittelt wird. Worauf dabei der Schwerpunkte gelegt wurde, wird deutlich, wenn man Shelale eine Weile zuhört: "Mustafa Kemal Atatürk" hier, "Mustafa Kemal Atatürk" dort. Es scheint kaum ein Thema zu geben, das man nicht mit Atatürk in Verbindung bringen kann. Aber trotzdem bekommt man viel von der Kultur und den Traditionen der Bevölkerung mit.
Bildquelle: selbstgeschossen, Fotograf: T.M.
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