Beim Surfen bin ich über eine interessante seltsame Website gestolpert: Sie ist vom "Arbeitskreis zur Vertiefung und Bereicherung der Jugendarbeit im Bistum Münster", der Karl-Leiser-Jugend.
Ein gewisser Peter hat dort einen sehr langen Text mit dem Titel "Sakrileg - Historische Wahrheit oder dreiste Erfindung? - Anmerkungen zu Dan Browns 'Sakrileg' ('Da Vinci Code')" geschrieben.
Ich habe das Buch vor einiger Zeit selbst gelesen und war damals ziemlich begeistert von Dan Browns Idee, Realität bzw. wahre Erkenntnisse mit erfundenen Begebenheiten bzw. nicht bestätigten Erkenntnissen zu verknüpfen und das Ganze auch noch verdammt spannend zu machen.
Okay, vielleicht hat das Buch bei dem ein oder anderen wirklich neue Gedanken über die katholische Kirche und den Vatikan bewirkt - aber wenn ich einen Thriller lese, dann gehe ich nicht davon aus, dass alles, was darin steht, Realität ist (und das ist wahrscheinlich auch ganz gut so...).
Was soll man also dagegen haben, wenn Dan Brown die Erkenntnisse von "Verschwörungstheoretikern" (wie es besagter Peter behauptet) in sein Buch einbaut? Muss alles stimmen, was in Büchern geschrieben ist? Vielleicht sollte man sich an dieser Stelle einmal klarmachen, welche Bücher es nicht geben würde, wenn alles Geschriebene der Wahrheit entsprechen müsste.
Fangen wir bei den Klassikern an. "Faust" von Goethe müsste der Karl-Leisner-Jugend ein großer Dorn im Auge sein: Schließlich wird dort nicht nur der Teufel sondern auch noch eine ganze Menge Geister und Hexen heraufbeschworen. Von anderen Dingen rede ich hier erst garnicht... Oder darf man einen Goethe nicht mehr angreifen (okay, er ist tot...), also darf man seine Bücher nicht mehr angreifen, weil es eben "Klassiker" sind?
Um ein bisschen mehr Richtung Gegenwart zu kommen: Was ist mit dem Fantasy-Klassiker "Der Herr der Ringe"? Die kompletten Bücher dürften eigentlich nicht existieren - schließlich gibt es Mittelerde überhaupt nicht... Glauben die Leser von Tolkien wirklich, dass es Mittelerde mit all den beschriebenen Gestalten wirklich gibt? Ist wohl kaum anzunehmen...
Und noch ein letztes Beispiel: Was ist mit den Vampiren von Anne Rice ("Interview mit einem Vampir")? Die Vampire leben in der "realen" Welt und sind trotzdem erfunden... Glaubt deshalb auch nur ein Leser der Bücher, dass in New Orleans Vampire leben, die den Leuten ihr Blut aussaugen? Wohl kaum...
Also: Warum sollte man ausgerechnet bei Dan Browns Büchern alles glauben, was erzählt wird? Die Bücher sind reine fiction, auch wenn sie in der "realen" Welt spielen. Lasst den Mann doch die "Verschwörungstheoretiker" lesen und in seinen Büchern verwenden - ich bin ihm nicht böse, wenn er wieder ein neues Buch auf diese Art schreibt.
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