Angesichts der allgemeinen "über-den-Papst-schreib"-Welle muss ich jetzt auch meinen Teil dazu beitragen. Allerdings werde ich nicht über den Papst direkt schreiben, sondern über die Weltjugendtage und meine Erlebnisse.
Es ist schon erstaunlich: In jedem Bericht über das Leben des Papstes wird seine "Erfindung" der Weltjugendtage hervorgehoben. Trotzdem weiß kaum jemand, dass es sie gibt. Das hat sich vielleicht in diesem Jahr etwas geändert, denn der 20. Weltjugendtag findet in diesem Sommer in Köln statt.
1984 fand der erste World Youth Day in Rom statt. 350.000 Jugendliche konnte der Papst motivieren, in die Heilige Stadt zu kommen. Bis heute fand der Weltjugendtag in Städten wie Santiago de Compostela (Spanien 1987), Buenos Aires (Argentinien 1989), Tschenstochau (Polen 1991), Denver (USA 1993), Manila (Phillipinen 1995), Paris (Frankreich, 1997), Rom (Italien 2000) und Toronto (Kanada 2002) statt.
Ein Höhepunkt dabei war sicher der Weltjugendtag im "Heiligen Jahr" 2000 in der "Heiligen Stadt" Rom. Er stand unter dem Motto "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt!" (Joh 1,14). Unter den ca. 2 Millionen teilnehmenden Jugendlichen aus 160 Ländern befand auch ich mich. Ich muss allerdings gleich zugeben, dass ich weniger wegen Papst, Glauben oder Kirche teilgenommen habe, als wegen der Gelegenheit, einmal nach Rom zu kommen. ;-)
Der Weltjugendtag 2000 war aber trotzdem in jeder Hinsicht ein Erfolg: Bombenwetter (fast schon zu heiß...), viele Jugendliche aus den verschiedensten Nationen, beeindruckende Sehenswürdigkeiten in einer tollen Stadt und so weiter. Leider wurde der WYD in den (deutschen) Medien kaum wahrgenommen und auch im Internet findet man kaum noch Zahlen darüber.
Während unseres Rom-Aufenthaltes haben wir aber folgende Zahlen bekommen: Beim Eröffnungs-Gottesdienst auf dem Petersplatz waren über eine Million Jugendliche anwesend - neuer Rekord. Bisher waren "nur" 800.000 Menschen gleichzeitig vor dem Petersdom versammelt gewesen. Die Abschlussveranstaltung vor den Toren Roms besuchten über 2 Millionen Jugendliche - auch das soll ein Rekord gewesen sein.
Was für mich als Eindruck zurückgeblieben ist, hat mehr mit dem Glauben zu tun als mit der Stadt: In der knappen Woche, die wir in Rom verbracht haben, konnten wir spüren, wie andere Kulturen mit dem Glauben umgehen. Beeindruckt haben mich dabei vor allem die anwesenden chilenischen Jugendlichen: Beim Friedensgruß umarmten sie alle Menschen, denen sie begegneten leidenschaftlich, während wir Deutsche (innerhalb unserer Pilgergruppe) nur stumm die Hände der anderen schüttelten.
Diese Art, den Glauben zu praktizieren, ist mir in lebendiger Erinnerung geblieben und genau an solche Szenen musste ich denken, als ich vom Tod des Papstes hörte. Dabei ist mir jedoch nicht der Papst wichtig, sondern die Tatsache, dass er Jugendliche verschiedenster Kulturen zusammengeführt hat, um uns zu zeigen, wie man glauben kann.
Zum Abschluss noch einen Auszug aus einer Rede des Papstes 2000 in Rom: „Heute seid ihr hier zusammengekommen, um zu bekräftigen, dass ihr im neuen Jahrhundert nicht bereit sein wollt, euch für Gewalt und Zerstörung instrumentalisieren zu lassen; ihr sollt den Frieden verteidigen und dafür, wenn nötig, auch persönlich einstehen. Ihr sollt den Kopf nicht in den Sand stecken angesichts einer Welt, in der andere Menschen an Hunger sterben, Analphabeten bleiben oder arbeitslos sind."
3. April 2005 at 19:03
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Das hört sich ja fast alles positiv an…
Werde wohl zum WJT nach Köln im Sommer fahren, gleich ob ein Papst kommt oder nicht, aber, verdammt, der ist teuer!? Die lassen sich das da ordentlich was kosten …
Naja, mal abwarten…
3. April 2005 at 19:07
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ich kann nur von Rom sprechen – was es gekostet hat weiß ich nicht mehr (zudem waren wir im Anschluss noch eine Woche in der Toskana und haben in Rom nicht gecampt sondern im Hotel übernachtet) – aber was wir bekommen haben, war nicht schlecht: Komplette Verpflegung, und einen „Pilgerpass“ (mit dem konnte man umsonst die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und manche Sehenswürdigkeiten besuchen). Ich weiß nicht, was man in Köln für sein Geld bekommt und was es kostet – aber ich denke nicht, dass es so teuer ist. Und außerdem ist da auch noch eine Art „Solidaritätsbeitrag“ für Jugendliche aus ärmeren Ländern dabei…