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Monat: Juli 2020

Komet Neowise

Einen Kometen mit bloßen Augen sehen - dieser Wunsch stand ehrlich gesagt nie auf meiner "astronomische To-do-Liste" (ich weiß nicht, warum...). Doch gerade kann man Komet C/2020 F3 (Neowise) hierzulande mit bloßen Augen und zu relativ angenehmer Zeit am Himmel sehen - die Gelegenheit habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Und jetzt kann ich berichten: Obwohl der Komet sehr tief über dem Horizont steht und die Gegend hier ziemlich bebaut ist, konnte ich den Kometen von meinem Garten aus sehen.

Das war allerdings eine ziemliche Zitterpartie. Die Morgensichtbarkeit (kurz vor Sonnenaufgang im Nordosten) hatte nicht funktioniert, weil die Bebauung in diese Richtung ein kleines bisschen zu hoch ist. Jetzt, wo der Komet auch abends nach Sonnenuntergang im Nordwesten zu sehen ist, klappt das besser. An meinem ersten Beobachtungstag (11. Juli 2020) war es allerdings nochmal eine Zitterpartie: Würde es dunkel genug sein, um den Kometen zu sehen, bevor er hinter den Häusern verschwindet? Es hat ganz knapp gereicht (für kurze Zeit wurde der Komet von einer Satellitenschüssel und einem Hausdach eingerahmt, dann verschwand er hinter dem Dach) und machte natürlich Appetit auf mehr!

Letzte Nacht (13. Juli 2020) stand der Komet dann schon deutlich höher am Himmel, weshalb ich ihn auch fast 15 Minuten früher als am ersten Beobachtungsabend mit bloßem Auge finden konnte. Gleichzeitig blieb so deutlich mehr Zeit, um den Anblick zu genießen und nebenbei ein paar Fotos des Kometen zu machen.

Komet C/2020 F3 Neowise am 13.7.2020

Komet C/2020 F3 Neowise am 13.7.2020

Im Internet kursieren ja diese tollen Kometenbilder, an denen ich mich nicht sattsehen kann. Ich dagegen habe gestern zum ersten Mal meine Kamera in den manuellen Modus umgeschaltet, um Blende, Belichtungsdauer und ISO manuell einstellen zu können. Meine Bilder sind deshalb auch keine Kunstwerke geworden, aber sie zeigen den Kometen Neowise und ich habe sie selbst gemacht. Und hoffentlich gibt es in nächster Zeit noch einige wolkenfreie Abende/Nächte, in denen ich weiter üben und gleichzeitig den Kometen beobachten kann.

Beobachtungstipp: So findet man Komet Neowise am Himmel

Wer den Kometen Neowise selbst beobachten möchte, sollte die Zeit kurz nach Sonnenuntergang anpeilen. Ich habe ihn zwischen 22.45 Uhr und 23.00 Uhr zum ersten Mal mit bloßem Auge entdecken können. Blickrichtung ist Nordwesten, zur Orientierung kann (bei Bebauung) das Sternbild "Großer Wagen" dienen. Der Komet steht ein Stück tiefer und etwas rechts davon (verlängert man die beiden vorderen Sterne nach unten rechts, findet man ihn). Wer klare Sicht bis zum Horizont hat, kann sich auch am hellen Stern Capella im Sternbild "Fuhrmann" orientieren. Der Komet Neowise steht etwas westlich (links) von Capella und etwas höher als der Stern.

Grundsätzlich ist Neowise derzeit zirkumpolar, das heißt, er geht die ganze Nacht nicht unter. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang bewegt er sich von Nordwesten nach Nordosten und "verschwindet" erst dann, wenn die Sonne ihn überstrahlt. Wer die tollen Kometenbilder kennt, wird vermutlich nach einem sehr auffälligen, sehr hell strahlenden Kometen Ausschau halten. Dabei muss man jedoch bedenken, dass die Kameras mehr Licht des Kometen auffangen können als das menschliche Auge. Mit bloßem Augen sieht er - abhängig von den Beobachtungsbedingungen - meist deutlich weniger spektakulär aus. Aber spätestens im kleinen Fernglas kann man den eindrucksvoll langen Schweif gut erkennen. Und wenn man sich dann noch überlegt, was man gerade sieht - einen Himmelskörper, der aus den Tiefen des Weltalls kommt und der erst in tausenden Jahren wiederkommen wird - dann ist doch selbst ein verwaschener kleiner Lichtfleck am Himmel beeindruckend, oder?

Es ist viel los am Himmel!

Es ist wie immer: Schaffe ich es endlich wieder, einen Blogeintrag zu schreiben, dann folgt auch relativ bald der nächste. Dass ich es noch schaffe, bevor das Teleskop, von dem ich im letzten Beitrag berichtet habe, bei mir angekommen ist, hätte ich nicht erwartet. Aber am Himmel passiert gerade so viel (das man auch ohne Teleskop sehen kann!), dass das einen eigenen Beitrag wert ist.

Komet C/2020 F3 (Neowise) wird mit bloßem Auge sichtbar

Dieses Jahr gab es schon einige Kometen-Kandidaten, von denen man hoffte, dass sie der lange erwartete, mit bloßem Auge sichtbare Komet werden. Doch bisher waren alle heißen Kandidaten Rohrkrepierer - das passiert, Kometen sind unberechenbar. Nun scheint sich jedoch der Komet C/2020 F3 (Neowise) zu einem mit bloßen Augen sichtbaren Kometen zu entwickeln. Sein Perihel (den sonnennächsten Punkt der Umlaufbahn) hat der Komet Neowise bereits am 3. Juli erreicht. Demnächst erreicht er seinen erdnächsten Punkt, bevor er sich aus "unseren Gefilden" wieder verabschiedet. Doch vorher könnte er noch für jeden, der einen aufmerksamen Blick an den Himmel richtet, zu sehen sein.

Derzeit kann man Komet Neowise bereits am Morgenhimmel sehen. Genauer: Kurz vor Sonnenaufgang ist er im Nordosten zu sehen. Orientieren kann man sich dabei am auffällig hellen Planeten Venus. Der Komet steht etwas weiter östlich und etwas tiefer am Himmel. Und er leuchtet natürlich nicht so hell wie die Venus. Momentan kann man auf Twitter und Facebook zahlreiche tolle Kometenbilder bewundern. Bis Mitte Juli soll Komet Neowise an den Abendhimmel wandern und ist dann dort im Nordwesten zu sehen. Orientieren kann man sich dann am hellen Stern Capella: der Komet Neowise steht etwas weiter westlich und etwas tiefer als der Stern. Eine andere Möglichkeit, den Kometen dann zu finden, ist das bekannte Sternbild "Großer Wagen": Verlängert man die vorderen beiden Sterne in Richtung Horizont, stößt man direkt auf den Kometen, der dann mutmaßlich schon nicht mehr ganz so hell strahlt, aber am dunklen Himmel trotzdem hoffentlich besser zu sehen sein wird.

Leuchtende Nachtwolken (noctilucent clouds, NLCs)

Wer sich auf Facebook und Twitter in den richtigen "Ecken" umschaut, kommt um sie derzeit nicht herum: Leuchtende Nachtwolken. Dabei handelt es sich um Eiskristalle in großer Höhe (etwa 81 bis 85 Kilometer), die nach Sonnenuntergang von der Sonne angestrahlt werden, das Licht reflektieren und atemberaubend schön leuchten - während der Himmel schon dunkel ist.

Planeten! Jupiter, Saturn und Venus - und der ganze Rest

Auch Planeten gibt es derzeit am Himmel zu sehen - und später im Monat wird es noch richtig interessant: Jupiter und Saturn sind derzeit am Abendhimmel zu sehen und bald erreichen beide kurz nacheinander ihre Oppositionsstellung, sie sind der Erde dann verhältnismäßig nah. Jupiter erreicht seine Opposition am 14. Juli 2020, Saturn eine Woche später, am 21. Juli 2020. Auch Mars, Uranus und Neptun kann man im Juli am Nachthimmel sehen. Die Venus dagegen taucht erst gegen Morgen auf: Sie ist derzeit als Morgenstern im Südosten zu sehen - und strahlt heller, als jeder andere Planet am Himmel. Auch der noch fehlende Planet Merkur ist ab etwa Ende Juli zu sehen.

Das Tolle an der Astronomie und Himmelsbeobachtung ist, dass es eigentlich immer etwas zu sehen gibt. Das Nervige ist allerdings, dass man immer vom Wetter abhängig ist. Das merkt man gerade beim aktuellen Wetter wieder: Ich persönlich überlege es mir zwei Mal, ob ich meinen Wecker auf die Zeit vor Sonnenaufgang stelle, wenn ich mit einem wolkenverhangenen Himmel rechnen muss. Zumal ich schätze, dass mein Blick in Richtung Nordosten nicht frei genug ist, um den tiefstehenden Kometen zu sehen.

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