Die deutsche Bloggergemeinde "Klein-Bloggersdorf" wächst, langsam aber sicher: Ende 2004 wurde die 30.000-Blogs-Grenze überschritten, zur Zeit gibt es laut blogstats.de etwa 54.500 deutschsprachige Blogs (Tendenz steigend: täglich kommen etwa 120 neue Blogs dazu). Mit anderen Ländern ist das allerdings noch lange nicht zu vergleichen: Die USA zählen etwa 3 Mio. Blogs und Frankreich kommt immerhin auch schon auf 600.000.
Wieviel Gewicht haben die Blogs?
"Für mich sind Blogs ein Publikations-Tool, mit dem wirklich jeder eine Stimme bekommt, die beachtet wird", erklärte Nico Lumma von blogg.de in einem TOMORROW-Interview.
Aber wird wirklich jede Blogger-Stimme beachtet? Was ist dann beispielsweise mit dem BILDblog, das Unmengen von Lesern anzieht und jeden noch so kleinen (Recherche-)Fehler der BILD-Zeitung aufdeckt?? Oder mit der Blogbar, die aufgedeckt hat, dass SPIEGEL online einen Artikel ("mit Kommafehlern" und ohne Nennung der Quelle) aus der Wikipedia übernommen hat? Haben sie wirklich so großen Einfluss auf ihre Leser?
Tatsache ist: Das BILDblog erfreut sich größter Beliebtheit – allerdings dürften sich unter den Lesern kaum Menschen befinden, die die BILD-Zeitung ernsthaft und mit Informationsabsichten lesen. Es gibt zwar keine entsprechenden Belege dafür, aber die Zahl der BILD-Zeitungsleser nimmt bestimmt nicht ab, weil es das BILDblog gibt...
Anders die Blogbar: Als Reaktion auf die „Blogschelte“ wurde der beanstandete Artikel auf SPIEGEL online entfernt und eine entsprechende Richtigstellung online gestellt. Seit diesem Vorfall (und einer ) sollten die seriöse Content-Anbieter im Internet die Macht der Blogs fürchten. Zwar hat weder SPIEGEL online noch FOCUS online einen bleibenden Image-Schaden davongetragen, dafür gibt es allerdings auch ein Beispiel – das Paradebeispiel zum Thema „Blogger-Grill“: Jamba. Auf seinem „Spreeblick“-Blog veröffentlichte Johnny Häusler einen Eintrag zur „Abzocke“ von Jamba. Die Geschichte schlug sehr hohe Wellen im Web – die Reaktionen und alles weitere sollte man vor Ort nachlesen.
Blogs als Kontrollinstanz?
Blogs können der Kontrolle anderer Medien dienen - allerdings ist das Format "Weblog" im Allgemeinen noch zu unbekannt, als dass Watchblogs wie das BILDblog wirklich etwas bewirken könnten. Trotzdem kann es unter Umständen doch ein Umdenken bei den Medienschaffenden bewirken, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden.
Blogs im Allgemeinen
Was Blogs im Allgemeinen angeht: Erlaubt ist alles (was nicht gegen das Gesetz verstößt) und Individualität ist das wichtigste - so gibt es neben dem Lawblog oder dem Blog Medienrauschen auch den Shopblogger oder Erfahrungsberichte wie London Leben.
Eines sollte man aber nie vergessen: Der Großteil der (deutschen) Blogs ist für die breite Masse nicht relevant und beinhaltet auch meist nur private Themen. Martin Röll formuliert das Ganze sehr treffend: "Zunächst schreibt ein Weblogautor nur für sich und möglicherweise ein paar Bekannte. Sonst kennt ihn ja auch niemand. Über Suchmaschinen wird sein Blog auffindbar. Kommen ein paar Leser vorbei, schreibt der Autor auch für sie. (Das passiert selten. Man muss etwas schreiben, dass auch andere interessiert, die einen noch gar nicht kennen.) Kommen ganz, ganz viele, schreibt er für die alle. (Das passiert ganz, ganz selten. Zu den Themen, die ganz, ganz viele interessieren, schreiben nämlich schon tausende andere. Und meistens besser.)"
Auf der Suche nach "Spezial-Blogs"?
Wer einen Blog in seinem "Spezialgebiet" sucht, der wird mit Sicherheit irgendwo fündig. Hilfreich sind dabei "Blog-Suchmaschinen" wie Blogstats, Bloglines, Technorati oder notfalls eben Google. Einige Beispiele für "Spezial-Blogs" sind unter anderem der Codeblogger oder WebhostingTech.
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