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Kategorie: Social Media (Seite 3 von 9)

Twitters Zwei-Stufen-Anmeldung löst das Problem nicht

Twitter führt eine lange geforderte Zwei-Stufen-Anmeldung von Accounts ein - und wird es mit dieser technischen Lösung wohl nicht schaffen, Accounts, sie von mehreren Personen betreut werden, sicherer zu machen.

So funktioniert die neue Anmeldung:

  • um die Zwei-Stufen-Anmeldung zu aktivieren, muss man eine Handynummer im Twitter-Account hinterlegen (unter Einstellungen > Mobiltelefon)
  • aktiviert man die Verifizierung per Code (unter Einstellungen > Account > "Einen Verifizierungscode bei der Anmeldung verlangen") und will sich später bei Twitter einloggen, wird eine SMS an die hinterlegte Nummer verschickt
  • der Inhalt der SMS wird von Twitter abgefragt
  • nur wenn man die SMS empfangen und den Code bei Twitter eingegeben hat, kann man seinen Account nutzen.

Twitter erklärt die Funktionsweise in diesem Video:

Das Problem bei der Zwei-Stufen-Anmeldung:

Der Twitter-Account ist genau an eine Handynummer gebunden, was ein Problem für Firmen sein wird, bei denen mehrere Mitarbeiter einen Twitter-Account nutzen. Sicher ist es keine Lösung, ein Firmenhandy anzuschaffen, das nur für die Twitter-Authentifizierung genutzt wird und für jeden Mitarbeiter zugänglich ist. Eine Lösung könnte sein, für solche Twitter-Accounts mehrere Unteraccounts einzuführen: jeder Mitarbeiter hat seine eigenen Login-Daten für den Twitter-Account und kann dafür seine eigene Handynummer hinterlegen. Mit dieser Lösung könnte man auch gleichzeitig die leidige Kennzeichnung von Tweets mit einem persönlichen Namenskürzel automatisieren und würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Ich hoffe, bei Twitter ist man sich dessen bewusst, dass das Sicherheitsproblem mit der aktuellen Lösung nicht behoben ist und arbeitet weiter an einer LÖsung. Denn bis das Problem nicht gelöst ist, werden viele Firmen ihre Accounts nicht über die neue Authentifizierung schützen lassen können und das eigentliche Problem (siehe der Fall @AP) besteht weiter.

Was ist allerdings gut finde: Momentan gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Zwei-Wege-Authentifizierung verpflichtend wird. So können auch Fake- und Satireaccounts weiter anonym bestehen.

Techcrunch kommt auch zu dem Schluss, dass die Lösung das Problem für Accounts, die von mehreren Personen betreut werden, nicht behebt und hat mich auch erst auf das Problem aufmerksam gemacht. Danke an @bengie_d für den Link.

re:publica 2013 – ein Rückblick auf die #rp13

Es ist wie jedes Jahr: Ich habe lange auf die re:publica 2013 gewartet, die letzten Wochen sogar dem 6. Mai entgegengefiebert - und schon sind die drei Tage in Berlin wieder vorbei. Bevor ich zurückblicke auf die Sessions, die mir besonders gut gefallen haben und deren Aufzeichnungen ich weiterempfehlen möchte, ein Lob an die Veranstalter und die vielen fleißigen Helfer in der Station. Danke, dass ihr jedes Jahr eine so großartige Veranstaltung organisiert. Danke, für die sehr gute Auswahl der Themen (in meinen Augen kann von Filter Bubble keine Rede sein - die Bandbreite der Themen reichte immerhin von Afrika und Kuba über Netzneutralität, Modeblogs, verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und Trolle bis hin zu Digital Natives im Krieg). Was soll ich lange um den heißen Brei herumschreiben (das haben andere schon sehr treffend getan): danke und bis nächstes Jahr!

Es folgt ein Rückblick, hauptsächlich in Form von Bildern, Videos und Links zu Sessions. Zuerst ein Blick auf das tolle Intro, das man auf Stage 1 bewundern durfte:

Die beste Session
Auch wenn es schwierig ist, die äußerst unterschiedlichen Sessions miteinander zu vergleichen - die bei weitem beste Session war in meinen Augen der Netzgemüse-Rant von Tanja und Johnny Haeusler, den man hier nachschauen und -lesen kann.

Astronomie! Und Raumfahrt!
Wer mich kennt weiß, dass ich ein Faible für Astronomie und Raumfahrt habe. Deshalb habe ich mich schon bei der Ankündigung der Session "Crowdsourced Astronomy" sehr darauf gefreut:

Carolina Ödman-Govender auf der re:publica 2013: "Crowdsourcing Astronomy"

Carolina Ödman-Govender auf der re:publica 2013: "Crowdsourcing Astronomy"

Und zwar nicht umsonst: Nicht nur das Thema ist spannend, auch die Frau, die auf der Bühne stand, war äußerst faszinierend: Carolina Ödman-Govender ist so begeistert von ihrer eigenen Arbeit, dass das problemlos auf andere abfärbt. Das Video zur Session findet ihr hier (ich werde es mir selbst noch einmal anschauen müssen, weil es im Saal teilweise sehr gehallt hat und ich leider nicht alles verstehen konnte).

Weiter gehts mit Raumfahrt: zwei "Part-Time Scienctists" standen auf einer der vielen Bühnen der re:publica und erzählten von ihrem Projekt: Sie wollen mit einem selbstgebauten Mondrover am Wettbewerb "Google Lunar XPRIZE" teilnehmen. Die Aufgabe: Einen Rover sicher auf dem Mond landen und dort mindestens 500 Meter zurücklegen. Wie ihr euch vorstellen könnt, fand ich die Session äußerst spannend - das Video dazu findet ihr hier.

(Online-)Journalismus on Stage
Ein äußerst interessantes Projekt hat das ZDF vorgestellt: den ZDF-Check, mit dem Politikeraussagen im Wahlkampf auf den Wahrheitsgehalt überprüft werden sollen. Wie das funktioniert, wurde auf der re:publica vorgestellt - Details gibt es auf heute.de, die Website zum Projekt soll nächste Woche online gehen, wenn ich mich richtig erinnere.

Das Prinzip des Open Journalism hat Daniel Bröckerhoff vorgestellt. Was für ihn dazugehört? Unter anderem, dass man als Journalist in den sozialen Medien ansprechbar und transparent ist. Mehr dazu gibt es - wie könnte es anders sein - im Video zur Session.

Welche neuen Aufgaben kommen auf die öffentlich-rechtlichen Sender zu? Dieser Frage hat sich mein ehemaliger Professor, Lorenz Lorenz-Meyer gewidmet. Wer sich für seine (durchaus nachvollziehbaren) Ideen interessiert, dem empfehle ich das Video zur Session.

Und last but not least war da natürlich noch die "Online-Elefantenrunde" mit Stefan Plöchinger (Süddeutsche Online), Katharina Borchert (Spiegel Online) und Jochen Wegener (Zeit Online). Auch hier gilt: Details gibts im Video.

Weitere, äußerst unterschiedliche Themen:

Sascha Lobo überraschte zum Ende seines von Technikproblemen und Hundebildern geprägten Überraschungsvortrags mit einem WordPress-Plugin, mit dessen Hilfe man sich das Internet zurückerobern soll: reclaim.fm spiegelt alles, was man in sozialen Netzwerken teilt, liked oder kommentiert, im eigenen Blog. Ich finde: das Plugin ist einen Blick wert, ich werde es mir demnächst näher anschauen.

Christine Heller (@punktefrau) und Jochen Mai (@karrierebibel) sprachen über Christines erfolgreiche Jobsuche im Social Web und darüber, warum sie so erfolgreich wurde.

Die Anwälte Thorsten Feldmann und Henning Krieg haben sich in ihrem Saisonrückblick Social Media Recht mit - wie der Titel der Session schon sagt - Social-Media-Recht beschäftigt, Elisabeth Rank hat in ihrer Session zum Umgang mit dem Sterben in sozialen Medien viele gute Fragen gestellt und zum Nachdenken angeregt und Gunter Dueck hat zum metakulturellen Diskurs aufgerufen.

#rp13rdr - das schnellste Buch der Welt
Wer keine Zeit oder Lust hat, sich die Aufzeichnungen der Sessions anzuschauen, dem seien die #rp13rdr empfohlen. Studenten der Deutschen Journalistenschule haben jeden Tag Sessions besucht, um am nächsten Morgen ein E-Book zu veröffentlichen, das einen guten Überblick über den vergangenen Tag verschafft. Details findet man hier.

Blogparade: #rpStory13
Und dann war da noch die Blogparade #rpStory13, über die ich vor einigen Tagen geschrieben hatte. Hier ein kurzer Überblick über meine Beiträge, die in Kürze die Tage auf der re:publica zusammenfassen:

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Ich packe meinen Koffer… für die #rp13

In den kommenden Tagen bin ich - wie jedes Jahr seit 2010 - auf der re:publica in Berlin. Die Vorbereitung läuft und wieder einmal stelle ich fest: es wird jedes Jahr mehr Technik, die ich Anfang Mai mit mir nach Berlin schleppe. Dieses Mal sind auf alle Fälle dabei: Smartphone + Zusatzakku, Netbook, Wireless Router, evtl. die Kamera und natürlich Ladekabel für alle Geräte. Da kommt so einiges zusammen...

Das Programm ist - wie immer - viel zu umfangreich. Ich werde mich wohl vierteilen müssen, um einigermaßen alles mitbekommen zu können, was mich interessiert. Und gleichzeitig möchte man ja noch ein bisschen Zeit haben für die vielen Menschen, denen man dort über den Weg laufen könnte und von denen ich einen Großteil nur aus der Twitter-Timeline kenne.

Auf welche Themen ich nach jetzigem Planungsstand einen Schwerpunkt legen werde? Auf die Netzpolitik und vermutlich auf die Sessions zum Schwerpunkt "Media". Wobei erfahrungsgemäß dann doch alles ganz anders kommen wird...

Eine sehr schöne Idee ist die Blogparade zur re:publica, die Pia Kleine Wiesekamp ausgerufen hat: Mit drei Fotos soll man seine Geschichte zur re:publica erzählen - und das gerne auch mehrfach. Deshalb ist das hier gleich mein erster Beitrag zu #rpStory13, das Motto dieser Bilder ist "Ich packe meinen Koffer".

Ich packe meinen Koffer für die #rp13...

Ich packe meinen Koffer für die #rp13...

Bild 1: das Netbook, das jetzt gut ein Jahr im Schrank verstaubt ist, wird wieder fit gemacht. Gleichzeitig schaue ich mir am Rechner an, welche Sessions zur Netzpolitik geplant sind.

Bild 2: der wichtigste Teil des Gepäcks: Netbook, Wireless Router, Smartphone-Zusatzakku (das Smartphone habe ich zum Fotografieren benutzt - das kommt selbstverständlich auch mit), re:publica-Ticket, Buchungsbestätigungen für Flug und Hotel (ja, das ist altmodisch, aber sowas habe ich immer gerne nochmal schwarz auf weiß dabei).

Bild 3: der Koffer. Noch ist er nicht ganz voll - aber morgen ist ja auch noch ein Tag - bei mir geht es erst am Montag in aller Frühe los Richtung Berlin.

Die Nutzung von Twitter bei "Breaking News"

In den letzten Tagen gab es in den USA einige schlimme Ereignisse, an denen man sehr gut zeigen kann, warum man sich als Journalist vor Twitter nicht scheuen sollte - und warum es wichtig ist, sich damit auszukennen, wenn man es nutzen möchte. Während des Anschlags auf den Boston Marathon, der Explosion in West, Texas und gerade während der Schießerei am MIT beobachte ich intensiv, was sich auf Twitter tut.

Twitter ist toll, das habe ich bereits mehrfach hier im Blog geschrieben. Twitter ist schnell, Twitter ist live, Twitter ist überall. Während man journalistische Live-Berichterstattung auf Twitter in Deutschland bisher leider nur sehr selten sieht, habe ich das Gefühl, dass sie in den USA schon zum Alltag von Reportern gehört.

Twitter-Listen mit relevanten Twitter-Accounts

Wenn man bei Ereignissen in den USA den richtigen Twitterern folgt, kann man sich darauf verlassen, dass man innerhalb kurzer Zeit auf Twitter-Listen hingewiesen wird, auf denen für das Ereignis relevante Twitterer versammelt sind. Die Liste, die ich im Zusammenhang mit dem #MITshooting beobachte, hat momentan 29 Mitglieder (Journalisten und andere, die vom Ort des Geschehens twittern) und weit über tausend Abonnenten.

Follow-Tipps: zwei US-Journalisten

Zwei Follow-Tipp für die USA sind auf jeden Fall Anthony De Rosa (@AntDeRosa) von Reuters und Craig Kanalley (@ckanal) von der Huffington Post, die auf Twitter eine vorbildliche Arbeit abliefern. (Wer mehr Tipps hat: bitte in die Kommentare schreiben!)

Auf Twitter erfährt man von den großen und kleinen Geschichten - neben den Updates, die die Journalisten liefern, konnte man beispielsweise auch dieses Bild entdecken, das Andrew Kitzenberg getwittert hat:

Twitter-Suche nutzen und Informationen verifizieren

Später wurde er von NBC als Augenzeuge interviewt. Man kann also über Twitter nicht nur Informationen finden, sondern auch Augenzeugen. Wie das geht? Ich nutze dafür die erweiterte Suche mit Suchoperatoren auf Twitter. Darüber lässt sich beispielsweise herausfinden, ob der User, der das Bild getwittert hat, sich beim Twittern tatsächlich in der Nähe von Boston aufgehalten hat. Und so lassen sich auch Twitternutzer finden, die in der Nähe des Ortes aktiv sind. Ein großartiges Beispiel, wie man Informationen aus Social Media verifiziert, liefert @storyful. Die Agentur erklärt in einem Blogeintrag, wie sie ein YouTube-Video, das angeblich beim Boston Marathon aufgenommen wurde, verifiziert haben.

Nicht nur Wahrheiten in Social Media

Aber es gibt natürlich - wie bei allem - auch die andere Seite. Die negative. Natürlich sind auf Twitter in "Breaking News"-Situationen auch jede Menge Gerüchte, Halbwahrheiten und viele falsche Behauptungen unterwegs. Hier muss man natürlich aufpassen: Nicht alles für bare Münze nehmen, sich den Absender des Tweets anschauen. Nicht sofort auf eine angebliche Sensation anspringen, sondern hinterfragen, recherchieren (also journalistisch arbeiten) und - in einem Fall wie den drei aktuellen Fällen aus den USA - sich auch auf die vor Ort twitternden Kollegen und ihre Einschätzungen verlassen.

Die ekelhafte Seite

Die ekelhafte Seite des ganzen konnte man beim Boston Marathon besonders deutlich sehen. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen, Sebastian Baumer hat dazu einen sehr treffenden Rant verfasst, den ich jedem ans Herz legen möchte.

Facebook-Posting: Wann ist der beste Tag?

An welchem Tag bekommt ein Beitrag auf einer Facebook-Seite die höchste Aufmerksamkeit, die meiste Interaktion?

tobesocial fasst Daten, die Salesforce Buddy Media aus einer Untersuchung von 1800 Facebook-Seiten gewonnen hat, in einer Infografik zusammen. Aufgeteilt nach Branchen soll die Infografik zeigen, wann es am sinnvollsten ist, einen Facebook-Beitrag zu veröffentlichen. Weiterlesen

#allinkl: Warum Kommunikation in sozialen Medien wichtig ist

Der Webhoster all-inkl war komplett offline und mit ihm viele Blogs und Websites. Und worüber regen sich viele auf Twitter auf? Nicht über die Tatsache, dass die eigene Website oder das Blog offline ist und man keine Mails mehr emfpangen kann. Sondern darüber, dass nicht über die sozialen Medien kommuniziert wird, was los ist.

Ich selbst habe mich auch dabei erwischt, dass ich - direkt nachdem ich festgestellt hatte, dass neben meinen Websites auch die Firmen-Website down ist - auf dem Twitter-Account und der Facebook-Seite nach einer Antwort gesucht habe. Dort ist allerdings selbst jetzt - nachdem alle Websites wieder erreichbar sind - noch folgendes zu lesen:

So zufrieden ich mit all-inkl bin (ich bin seit mehreren Jahren Kunden und abgesehen vom heutigen Problem gab es nie auch nur das kleinste Problem), das ist nicht gut. Gar nicht gut.

Als Unternehmen, das "im Internet" arbeitet, dort Dienstleistungen oder Produkte anbietet, sollte man dort kommunizieren. Denn schließlich halten sich die Kunden zwangsläufig auch dort auf. Noch dazu sollte man Accounts auf Facebook und Twitter - wenn man sie schon einmal hat - auch gelegentlich aktualisieren. Dort gute Wünsche für Weihnachten und Neujahr zu lesen, kommt einem Kunden in einer Situation wie dieser wie Hohn vor.

Abgesehen davon: Eine kurze Info auf Twitter oder Facebook hätte sicher auch die Support-Hotline entlastet (ich habe auf Twitter mehrfach gelesen, dass man nicht durchgekommen ist, daher gehe ich davon aus, dass sie stark belastet war).

Und um den Titel noch einmal kurz aufzugreifen: Kommunikation in sozialen Medien ist wichtig, weil sich (in diesem Fall) die Kunden dort aufhalten und einfach erwarten, dass sie Informationen über Facebook und Twitter bekommen. Weil dort schon Accounts existieren und weil man das mittlerweile "gewöhnt" ist. Oder aus Unternehmenssicht: Weil man den Kunden dort schnell eine Antwort geben kann - und (in diesem Fall) mit wenig Arbeit (= Post auf Facebook und Tweet) vielleicht gleich noch die Support-Hotline entlastet.

Domian und die Facebook-Zensur – ein Kommentar

Wenn das, was Moderator Jürgen Domian auf seiner Facebook-Seite beklagt stimmt (*), wurde er bzw. wurden Beiträge, die er zum neuen Papst und zur Homo-Ehe veröffentlicht hat, von Facebook zensiert. Das ist bedenklich, denn Facebook ist in den Augen von immer mehr unbedarften Internetnutzern "das Internet" (gemeinsam mit Google natürlich). Daher auch der Aufschrei, die vielen Kommentare und Shares seines Facebook-Posts. Im Hinterkopf haben viele Nutzer, die den Beschwerde-Beitrag gelesen und geteilt haben sicher den Gedanken "in meinem Internet will ich tun und posten, was ich will - und wehe, es pfuscht mir jemand hinein".

Aber so einfach ist das bei einem Unternehmen nicht, das letztendlich Geld mit seinem Produkt verdienen will. Hier bestimmt der Anbieter die Regeln. Und dazu gehört beispielsweise auch die "Melden"-Funktion. Ich gehe davon aus, dass die fehlenden Beiträge so häufig gemeldet wurden, dass sie automatisch gelöscht wurden - auch wenn sie noch so harmlos gewesen sein mögen: da draußen gibt es viele Spinner, in jede Richtung. Und es ist noch dazu verlockend einfach, einen missliebigen Beitrag zu melden.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Nutzer, die die Plattform eines Anbieters nutzen, sollten sich darüber im Klaren sein, was das bedeutet - auch jenseits des Datenschutzes. Letztendlich bestimmt der Anbieter, was gestattet ist und was gelöscht wird. Will man sich davon unabhängig machen, sollte man sich seine eigene Plattform schaffen - beispielsweise ein selbst gehostetes Blog. Auch hier bestimmt der Anbieter - was in diesem Fall der Blogger selbst ist - was erlaubt ist. Und das können durchaus auch kritische Texte zum Papst oder zur Homo-Ehe sein, so lange sie sich innerhalb der Grenzen der Meinungsfreiheit bewegen. Deshalb mein Appell: macht euch von Facebook und den anderen social networks unabhängiger (ich sage bewusst nicht: löscht eure Accounts, denn das halte ich für übertrieben und würde es auch selbst nicht tun), schafft eure eigenen Plattformen!

(*) Warum ich das so formuliert habe? Nicht, weil ich Domian nicht glaube. Jeder, der Facebook-Seiten betreut weiß ein Lied davon zu singen, wie buggy Facebook ist. Daher kann ich mir ohne weiteres vorstellen, dass hier (Edit: Bei den verschwundenen Beiträgen zur Homo-Ehe) nur ein Bug Schuld ist. Genauso gut kann ich mir aber auch vorstellen, dass Facebook tatsächlich gelöscht hat.

[Edit 1: Ich sehe gerade, dass das Social Media Watchblog auch über den Fall geschrieben hat - und am Ende auch die eigene Plattform empfiehlt. Lesetipp! (Nicht nur, weil die Argumentation in eine ähnliche Richtung geht, sondern auch, weil das Blog lesens- und unterstützenswert ist.)]

[Edit 2: Facebook entschuldigt sich bei Jürgen Domian]

[Edit 3: Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht gibt einen Überblick über die rechtliche Sicht der Dinge.]

Bild: indrarado (Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0)

Du bist, was du likest

Forscher können anhand der "Gefällt mir"-Klicks eines Users auf Facebook überraschend genau herleiten, welches Geschlecht (93% richtige Zuordnung) oder welche Hautfarbe (95% richtige Zuordnung) der Nutzer hat. Auch die Frage nach der sexuellen Orientierung haben die Forscher so relativ zuverlässig beantworten können: Bei Männern lagen sie in 88% der Fälle richtig, bei Frauen nur in 75%.

Für die Studie haben über 58.000 Freiwillige ihre Facebook-Likes zur Verfügung gestellt. Die Likes wurden ausgewertet und verglichen mit den Daten, die die User selbst angegeben (oder auf Facebook veröffentlicht) hatten. Außerdem haben die Teilnehmer Fragebögen ausgefüllt.

Die Studie wurde im Fachmagazin PNAS veröffentlicht, auf der Website kann man sich die Details und den Studienaufbau anschauen.

In ihrer Studie weisen die britischen Forscher darauf hin, dass die Daten, die man braucht, um die persönlichen Eigenschaften zu ermitteln, relativ leicht zugänglich sind. Neben den Facebook-Likes könnten das auch Browserverläufe, Suchanfragen oder Online-Einkäufe sein, schreiben die Forscher. Solche Daten könnten automatisiert verwendet werden, um - neben den oben genannten Beispielen - auch religiöse und politische Ansichten (in 85% der Fälle konnte richtig zwischen Republikanern und Demokraten unterschieden werden), Persönlichkeitsmerkmale oder die Intelligenz zu berechnen.

Was die Forscher herausgefunden haben, könnte vor allem für Marketing und Produktempfehlungen interessant sein. So könnte beispielsweise Werbung für eine Versicherung online auf das Profil des Users zugeschnitten werden: Ein emotional instabiler Nutzer sieht eine Anzeige, die den Sicherheitsaspekt hervorhebt, ein stabiler Nutzer bekommt das Gegenteil zu sehen. Das mag für den Werbetreibenden gut sein, aber den kritischen Aspekt darf man nicht von der Hand weisen: Viele der Daten sind ohne das Einverständnis der Nutzer leicht zu bekommen und könnten so auch ohne deren Wissen ausgewertet wrden. Deshalb schreiben die Forscher auch, dass die Auswertung solcher Daten - auch wenn sie nicht richtig sein sollten - durchaus eine Gefahr für die Nutzer sein kann. Man denke nur an Homosexuelle, die ihre sexuelle Orientierung verbergen müssen, weil sie in ihrem Land dafür verfolgt würden. Oder auch Nutzer, die nach der Bewerbung und vor der Einladung zum Vorstellungsgespräch ohne ihr Wissen komplett "durchleuchtet" werden.

Wer in der Praxis sehen möchte, was die eigenen Facebook-Likes in der Auswertung ergeben, dem empfehle ich die Website youarewhatyoulike.com. Sie wurde von David Stillwell und MIchal Kosinski, zwei Forschern, die an der Studie mitgearbeitet haben, entwickelt. Die Seite greift (natürlich erst, nachdem man das bestätigt hat) auf die Facebook-Likes zu und gibt Ergebnisse in den Kategorien "Openness", "Conscientiousness", "Extraversion", "Stability" und "Agreeableness" aus. Ich wurde ziemlich gut charakterisiert - beeindruckend!

Bild: FindYourSearch, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Twitter – eine Liebeserklärung

In letzter Zeit machen sich (gefühlt) mehr Menschen als sonst öffentlich Gedanken zu Twitter. Die einen begründen, warum Twitter für sie gestorben ist, andere erklären, warum sie Twitter toll finden oder dass sie gar nicht verstehen können, wieso sie Twitter selbst einmal verteufelt haben.

Dass ich ein großer Fan von Twitter bin, dürfte jedem klar sein, der hier gelegentlich mitliest. Nachdem ich im Mai schon unglaubliche sechs Jahre auf Twitter bin (hier kann man mir folgen), wird es langsam Zeit für eine Liebeserklärung. Weiterlesen

Wie nutzt ihr Social Media? Umfrage!

CC BY-NC-SA 2.0 (Quelle: Flickr, adesigna

Dieses Bild steht unter einer CC BY-NC-SA 2.0-Lizenz (Quelle: Flickr, adesigna)

Wie wird Social Media eigentlich genutzt? Dazu gibt es tausendundeine Studie - doch wir bei socialmediastatistik.de hätten gerne unsere eigenen Daten (getreu dem Motto "Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!", wie Nico im begleitenden Blogeintrag so schön schreibt). Deshalb haben wir vor ein paar Tagen eine eigene Umfrage gestartet und setzen auf euch da draußen.

Wir möchten wissen, welche Netzwerke ihr nutzt, wie ihr sie nutzt und noch viel mehr. Und weil unser Vorhaben ohne euch nicht funktioniert, möchten wir euch auch etwas zurückgeben: es gibt einige Preise zu gewinnen und am Ende veröffentlichen wir die Rohdaten (natürlich in anonymisierter Form), so dass ihr selbst damit arbeiten könnt.

Details gibt es im Blogeintrag auf socialmediastatistik.de und hier geht es direkt zur Umfrage. Bitte helft mit, denn je mehr Daten wir haben, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis. Egal ob ihr internetaffin seid oder nicht, daueronline oder nur ein Mal im Monat im Netz - wir freuen uns über jeden Teilnehmer!

Zur Umfrage »

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