Gerade habe ich noch in diesem Blog gelesen, was eine Journalistin der Westfälischen Rundschau zur Einstellung der Zeitung schreibt, wie sie versucht, durch therapeutisches Schreiben zu verarbeiten, was geschehen ist. Wie sie ihren Arbeitsplatz räumt, alles in eine Kiste packt oder morgens den Wecker stellt, um eine Routine aufrecht zu erhalten. Wie sie mit den Gedanken kämpft, was die Zukunft bringt und versucht, ihrem 12-jährigen Sohn trotz allem einen schönen Geburtstag auszurichten. Leider wurde das Blog gerade auf "privat" umgestellt und ist nicht mehr erreichbar.
Das finde ich sehr schade, denn es könnte all denen, die nur von "Medienwandel" und "Zeitungskrise" sprechen zeigen, dass das Aus der FTD und WR und die Insolvenzanmeldung der FR mehr ist als "Medienwandel" und "Zeitungskrise".
Hier gehen nicht nur Traditionshäuser in die Knie - hier verlieren Menschen ihre Existenz. Und zwar mehr Menschen als in den Artikeln immer wieder beiläufig genannt werden, denn erfahrungsgemäß beschäftigen Zeitungen viele freie Mitarbeiter, die nicht darauf hoffen können, eine Abfindung, Insolvenzgeld oder später Arbeitslosengeld zu bekommen. Und selbst wenn man sich als Festangestellter zumindest auf das Arbeitslosengeld verlassen kann: der Arbeitsmarkt für Journalisten sieht nicht gerade rosig aus.
Jeder Artikel, in dem es nur um "Medienwandel" und "Zeitungskrise" geht, aber nicht um die Schicksale der Mitarbeiter, ist ein Hohn für die Betroffenen, ein Schlag ins Gesicht. Und glaubt mir: den können sie, den können wir gerade nicht gebrauchen. Es ist schon schlimm genug.
Zum Thema empfehle ich auch diesen Artikel auf ruhrbarone.de und diesen Text im JakBlog. Und Kollegin Monika hat das Blog auch entdeckt.
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