Ich weiß ja selbst nicht, wo ich die Zeit hergenommen habe, aber ich habe endlich mal wieder ein Buch zu Ende gelesen. Genauer gesagt: "Alibi" von Joseph Kanon. Der Titel mag nach einem billigen Thriller oder Krimi klingen - ist es aber beim besten Willen nicht.
Die Story ganz grob: Adam Miller, ein junger US-Soldat, der im Nachkriegsdeutschland bei der Entnazifizierung hilft, reist 1946 nach Venedig, um seine Mutter zu besuchen. Venedig - auf den ersten Blick eine Stadt, die den Krieg unbeschadet überstanden hat, in der es scheinbar keine Kriegsverbrechen, Partisanen, Kommunisten, Nazis usw. gab. Dort will Miller sich von den deutschen Kriegsgräueln erholen. Aber als er die Jüdin Claudia kennenlernt, ändert sich schlagartig alles: Er erkennt, dass der Krieg eben doch nicht vor Venedig halt gemacht hat und dass im Hintergrund - nicht sichtbar für Touristen - noch einiges am Laufen ist. Die ganze Sache gipfelt in einem Mord, der die Fragen nach Schuld, Unschuld, Alibis, Moral und Gewissen aufwirft. Wer wen warum umbringt werde ich hier nicht verraten, denn das ist eigentlich der interessanteste Aspekt an der Sache. Ich möchte nur noch so viel loswerden: Das Buch lebt nicht von Mord, Totschlag und Action, sondern zu einem Großteil von den besagten Diskussionen über Moral und Gewissen. Etwas ganz anderes und trotz allem sehr spannend!
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