Am 11. Juli fand am Campus Dieburg der 2. OJ-Tag statt. Vom 2. Semester Online-Journalismus organisiert, stand das Thema "Journalismus im Netz: Junge Zielgruppen" zur Debatte. Zu den Gästen gehörten Vertreter von den Kinder-Websiten hanisauland.de, blindekuh.de, kindernetz.de sowie Vertreter von den etwas "erwachseneren" Angeboten neon.de, spiesser.de und Focus Campus. Weitere Informationen zu den Referenten. Das Protokoll meines Live-Bloggings folgt nach dem Klick...
[11:11 Uhr] Begrüßung durch Studiengangsleiter Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer und Vizepräsident Prof. Dr. Gerhard Knorz.
[11:21 Uhr] Dr. Christine Feil vom Deutschen Jugendinstitut in München spricht über die "Zielgruppe Kids" im Online-Journalismus. Sie stellt eine Studie vor: Je älter die Kinder sind, desto häufiger nutzen sie den Computer und das Internet. Auch die Nutzungsdauer ist altersabhängig. Insgesamt sind 25% aller Kinder zwischen 6 und 13 regelmäßig über das Internet erreichbar. Kinder achten im Internet auf das, was sie schon kennen. Ãœbrigens denken Kinder praktisch: Wenn es heißt "Schließ das Fenster", steht das Kind auf und schließt das Fenster im Zimmer... Die Zielgruppe "Kinder im Netz" ist relativ klein, gleichzeitig aber sehr breit.
Podiumsdiskussion mit Christoph Dernbach (dpa JuniorLine am Beispiel von baeren-blatt.de), Sabine Stampfel (SWR Kindernetz), Stefan Müller (blindekuh.de), Sabine Berthold (hanisauland.de), Dr. Christine Feil (DJI), Moderator Prof. Dr. Klaus Meier
[12:35 Uhr] hanisauland.de (Kinderwebsite der Bundeszentrale für Politische Bildung) versucht, mit Comics auch schwierige Sachverhalte zu erklären.
[12:47 Uhr] Auf kindernetz.de können Kinder ihre eigene Homepage bauen, die Kinder können zum Beispiel auch beim "Kinder-Reiseführer" mitmachen. Stampfel sagt: "Kinder wollen einfach schöne Geschichten sehen, egal wo." Der Community-Bereich ist sehr ausgeprägt: Eigene Homepage, Postfach, Rollenspiele, Fan- und Themen-Clubs etc.
[12:55 Uhr] blindekuh.de ist eine Suchmaschine für Kinder. "Popstars" ist der Renner bei Mädchen, gute Dinosaurierseiten gibt es keine in Deutschland und Counterstrike findet man mit der Suchmaschine nicht.
[13:08 Uhr] "Die Idee der Kindernachrichten wurde an uns herangetragen und uns war sehr früh klar, dass wir das nicht als ein Print-only-Produkt machen können", sagt Christoph Dernbach von dpa JuniorLine. Es gibt einen Nachrichtendienst für Kinder, den die Redaktionen selbst auswerten. Themenauswahl: "Es gibt keine Tabus", so Dernbach. Auch schwierige Themen werden angesprochen. "Wir achten bei der Bildauswahl sehr darauf, dass es keine Bilder sind, die Achtjährige schockieren."
[13:20 Uhr] Die Expertin, Dr. Feil vom DJI sagt: "Es ist angemessen, auch kritische Themen aufzugreifen. Bei Kindern muss man allerdings aufpassen, dass die Nachrichten nicht moralisch werden, sondern sachlich bleiben."
[13:22 Uhr] Das Problem der Kinderseiten: Tagesaktuelle Themen sind kaum machbar. Teilweise wären Korrespondenten vor Ort sinnvoll, teilweise gibt es so viel Erklärungsbedarf, dass es für die Redaktion schwierig ist, tagesaktuell zu sein. "Wir nutzen unsere Kontakte zu wichtigen Gesprächspartnern wie Bundespräsident Köhler", sagt Dernbach von dpa. Bei blindekuh.de werden pro Monat eine Million Suchworte eingegeben - davon sind 80% tierischer Natur.
Ein Fazit der Podiumsdiskussion: "Wer Nachrichten für Kinder machen kann, kann es auch für Erwachsene."
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[15:07 Uhr] "Ein Altersabschnitt, der nach unserer Definition reicht von 12-99, mit Schwerpunkt bis 30", sagt Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer über die Teens und Twens, über die im zweiten Teil der Veranstaltung gesprochen werden soll. Es gibt zwei Zielgruppen, die sich "in unterschiedlichen Lebenskontexten befinden", sagt Lorenz-Meyer. Beide Gruppen haben allerdings auch Gemeinsamkeiten, u.a. die Generation Gap zu den "Erwachsenen". Lorenz-Meyer vergleicht die Reichweiten von jetzt.de und neon.de mit der Größe der Zielgruppe und kommt zu dem Schluss: Es ist noch viel zu tun! Dabei kann jedes Thema aufbereitet werden - wichtig ist nur, dass der Dreh stimmt und das Thema interessant ist. Aber: Kann es auch relevante Themen ohne "Erlebniswert" geben? Können nur junge Leute Medien für junge Leute machen? Wie viel Raum gebührt dem Leser?
Podiumsdiskussion Loan Brossmer (Focus Campus), Christian Flierl (neon.de), Jörg Flachowsky (spiesser.de), Moderatorin Prof. Dr. Annette Leßmöllmann
[16:10 Uhr] Bei neon.de sieht es nicht nur in der Redaktionsübersicht so aus, die Print- und Online-Redakteure arbeiten auch wirklich eng zusammen. Außerdem gibt es auf neon.de viele Userinhalte. "Wir haben diese Seite komplett unseren Lesern gegeben", sagt Redaktionsleiter Flierl. "Alles was redaktionell passiert, ist dann im Heft", so Flierl.
[16:27 Uhr] "Spiesser" ist als Schülerzeitung entstanden, heute sagt Redaktionsleiter Jörg Flachowsky "Unser Credo ist journalistisches Arbeiten. Wir arbeiten auch mit Jugendlichen zusammen, wir haben einen großen Pool an freien Autoren."
[16:32 Uhr] Focus Campus-Redaktionsleiter Loan Brossmer sagt: "Bei uns schreiben nur die Redakteure". Wieso wird "Focus Campus" als PDF veröffentlicht? Ein elektronisches Magazin ist billiger als ein gedrucktes Magazin, sagte die Verlagsleitung - es wäre aber vielleicht wirtschaftlicher gewesen, zu drucken, sagt Brossmer.
[16:50 Uhr] neon-Vertreter Flierl über die Expansion des Spiessers in den Westen: "Wir freuen uns drauf, wenn es Konkurrenz gibt"
[16:51 Uhr] Flachowsky: "Wir bleiben unseren Prinzipien treu" bei der Expansion. In Ostdeutschland ist das Thema Nazis ein großes Thema, während die Themen Migration oder Gewalt an Schulen vernachlässigt wurden, weil diese Themen dort kaum relevant sind. Das erste bundesweite Heft soll "kein Ostheft" werden.
[17:24 Uhr] "Wir wollen unseren Lesern auf gleicher Augenhöhe begegnen", sagt Flachowsky vom Spiesser.
[17:38 Uhr] "Unsere Stärke ist, dass wir im PDF sehr flexibel sind und unser Redaktionsschluss sehr kurz ist", sagt Brossmer. Am Anfang gab es ein Problem mit der Ansprache der Leser. Die Leser werden geduzt. "Wir versuchen, relativ unpädagogisch aufzutreten", so Brossmer.
[17:43 Uhr] Prof. Dr. Lorenz-Meyer bedankt sich beim Organisationsteam und weist auf den nächsten OJ-Tag in zwei Jahren hin.
12. Juli 2007 at 0:36
Danke fürs Live-Bloggen, wir hoffen, die Veranstaltung konnte einigermaßen gefallen… ;)
Grüße,
Das Orga-Team
12. Juli 2007 at 10:52
Die Organisation war klasse, die Podiumsdiskussionen hätten allerdings meiner Meinung nach etwas mehr Diskussion vertragen können. Mehr Meinung gibt’s übrigens bei La Wendel